„Besser ist, wenn du nix weißt.“

Bericht zum Theaterprojekt der Klasse 11 FOS 2 (Fachoberschule Sozialwesen) der Käthe-Kollwitz-Schule

„Besser ist, wenn du nix weißt.“ So lautet der Untertitel des Theaterstückes „remembeRING“ der Schauspielerin Liora Hilb (La Senty Menti Theater Frankfurt). Diese provokante Aussage bildete den Anreiz für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 FOS 2 (Fachoberschule Sozialwesen) der Käthe-Kollwitz-Schule, gerade mehr über diese Geschichte einer jüdischen Familie vor, während und nach der Shoa erfahren zu wollen.

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Im Rahmen der Marburger Kinder- und Jugendtheatertage führte Liora Hilb zur Vorbereitung des Theaterbesuches einen Workshop mit den Fachoberschülerinnen durch. Hierbei kamen die Jugendlichen nicht nur ihren eigenen Familiengeschichten und -geheimnissen auf die Spur, sondern Sie dachten auch darüber nach, wie Vorurteile entstehen oder wo in der heutigen Zeit Menschen vertrieben und ausgegrenzt werden. Zur Erfahrung dessen, was Ausgrenzung bedeutet, setzte Liora Hilb vor allem auch bewegungspädagogische Elemente ein.

Theater 12FOS2 5Als zweiter Baustein zur Einstimmung auf den Theaterbesuch diente ein Stadtspaziergang durch Marburg „Auf den Spuren des Judentums“. Durch ihre Klassenlehrerin Mirjam Wege ließen sich die 22 Schülerinnen und Schüler mitnehmen auf eine Zeitreise durchs jüdische Leben in Marburg vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Unter anderem besichtigten die Jugendlichen die Ruine der mittelalterlichen Synagoge oberhalb des Marktplatzes, den „Garten des Gedenkens“ sowie die Synagoge in der Liebigstraße.
Mit „remembeRING“ entwickelt Liora Hilb ein Theaterstück über die Geschichte ihrer eigenen Familie. Der Text des Stückes basiert einerseits auf familiären Überlieferungen und andererseits auf Gesprächen mit Jugendlichen über ihre Sicht auf die Shoah und jüdisches Leben im heutigen Deutschland. Im Mittelpunkt steht Jenny, die Großmutter von Liora Hilb, die 1943 von den Nazis in Ausschwitz umgebracht wird. Ihre Kinder fliehen nach Palästina und bauen sich dort ein neues Leben auf. 25 Jahre nach Kriegsende kehrt Lioras Vater nach Deutschland – in die Großstadt Frankfurt – zurück. Über den gewaltsamen Tod der Großmutter spricht niemand und doch prägt die Erinnerung daran das Leben dieser Familie. Liora Hilb gelangt in den Besitz eines Ringes, der einmal Jenny gehörte, und fängt gemeinsam mit ihrer Tochter an zu forschen. Der Weg dieses Ringes spannt einen Bogen über das Schicksal ihrer Familie in drei Generationen.
Die Schülerinnen und Schüler der 11 FOS 2 zeigten sich beeindruckt von dieser Form der Auseinandersetzung mit dem Thema Judenverfolgung. Im Anschluss an das Stück kamen sie noch einmal mit der Schauspielerin ins Gespräch, um eine persönliche Rückmeldung zu der Inszenierung zu geben und offene Fragen zu klären.
Fotos: Mirjam Wege

 

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