Aurea urbs – Eine Woche in der „goldenen Stadt“ Prag

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Zum ersten Mal fuhren Studierende der Fachschule für Sozialwesen zu einem erlebnispädagogischen Seminar nach Prag. „Stadtgespräche – City Bound als Angebot zur Unterstützung von Kommunikation, Orientierung und Mobilität in Städten“; so der Titel der einwöchigen Veranstaltung, an der die Studierenden der FSU-3 (Unterstufenklasse mit interkulturellem Schwerpunkt) und weitere Studierende der insgesamt 3-jährigen „Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin / zum staatlich anerkannten Erzieher“ an der Käthe-Kollwitz-Schule teilnahmen. Ein großer Teil dieser Gruppe wird im Herbst 2018 das Sechs-Wochen-Praktikum, das verpflichtend zur Ausbildung gehört, in einer Bildungseinrichtung im europäischen Ausland absolvieren. Bei City Bound machen die Studierenden Erfahrungen in einer fremden Großstadt, die nicht nur für den beruflichen Alltag im interkulturellen Bereich, sondern auch für die Persönlichkeitsentwicklung überhaupt hilfreich sind.

Die alte und doch junge Stadt Prag, berühmt für ihre Bauwerke, ihre Geschichte, ihre Kultur und ihr Lebensgefühl hat nicht nur für ein City-Bound-Seminar viel zu bieten! So residierte der römisch-deutsche Kaiser Karl IV. auf der Prager Burg (Pražský hrad), dem größten geschlossenen Burgareal der Welt, und gingen einige hundert Jahre später Kafka und Einstein im Café Louvre in der Neustadt (Národní 22) ein und aus. Heute flaniert man am Altstädter Ring und besucht die zahlreichen Bars, Clubs und Restaurants. All diese Ort lagen nur unweit vom Hostel, in dem die Studierenden untergebracht waren. Die Unterkunft war einfach, hatte mit ihren hohen Decken und alten Möbeln aber einen ganz besonderen Charme!

Am ersten Arbeitstag (oder besser Erlebnistag) ging es darum, im riesigen Metro- und Tramnetz der Stadt Prag zwei „entflohene Verbrecher(innen)“, die mit Handschellen aneinandergekettet waren, wie im Gesellschaftsspiel Scotland Yard aufzufinden und zu stellen. Nach ein paar Stunden wurden die beiden Flüchtigen, als sie sich schon in Sicherheit glaubten, plötzlich entdeckt, was sie mit lautem Schrei parierten. So lernten die Studierenden spielerisch, sich im ÖPNV-System einer fremden Großstadt zurechtzufinden. Eine Erfahrung, von der man in einer neuen Umgebung immer profitieren kann!

Bei den verschiedensten Orientierungs- und Kommunikationsaufgaben bleibt ein Abend sicher in besonderer Erinnerung: Während die einen damit beschäftigt waren, eine Lichterkette auf der Karlsbrücke über die Moldau entstehen zu lassen, hatten sich andere zum Abendessen in Prager Familien einladen lassen. Bei beiden Aktivitäten ergaben sich interessante Begegnungen mit Mimik und Gesten und bemerkenswerte Gespräche auf Englisch, Deutsch und Tschechisch.

Am Ende des Seminars, das von einem Team des BSJ (Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit e.V. Marburg) durchgeführt wurde, waren sich alle einig: Mit viel Spaß (und bisweilen auch Frust) war es gelungen, die eigene „Komfortzone“ zu verlassen und das unbequeme Neue, Andere und Verrückte zu wagen.

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Text und Fotos: Jörg Rustmeier