Markt der Möglichkeiten an der KKS

Am 26.01.2016 fand der "Markt der Möglichkeiten" an der Käthe-Kollwitz-Schule statt. Nach Vorträgen zu den diesjährigen Themen „Pädagogische Anforderungen der Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen“ und "Netzwerke in der Arbeit mit Flüchtlingen“ konnten die Besucher im Lernhaus A die unterschiedlichen Aussteller aufsuchen. 

In den Begrüßungsreden von Frau Dr. Knell (Schulleiterin) und Frau Schreier (Abteilungsleiterin der Fachschule Sozialwesen) wurde die Bedeutung der Themen „Pädagogische Anforderungen der Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen“ und "Netzwerke in der Arbeit mit Flüchtlingen“ für die zukunftsorientierte Ausbildung der künftigen Erzieher und Erzieherinnen deutlich. Die politische Brisanz und die damit einhergehende große gesellschaftliche Herausforderung der Thematik wurden ebenfalls deutlich hervorgehoben.

Gut ausgewählt waren auch die Referenten und Referentinnen:Vorträge zum Start des Marktes der Möglichkeiten
Frau Erika Beckmann und Herr Thomas Merz (Psychologische Psychotherapeuten) Frau Beckmann sprach über die Auswirkungen der Traumata bei Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen, erklärte welche Handlungsmöglichkeiten durch Erzieher und Erzieherinnen möglicherweise hilfreich sein könnten und gab Hinweise auf ein paar Leitlinien zur Orientierung in der pädagogischen Arbeit, wie z.B. den Kindern Raum für ihre Gefühlswelt zu geben, ihnen Bewegungsmöglichkeiten zur Entspannung zu bieten, aber auch den Austausch mit anderen Erziehern und Erzieherinnen zu suchen, um diese sehr belastende Tätigkeit auf Dauer leisten zu können.
Herr Merz stellte ein Kinder- und Jugendbuch vor, mit dem das Thema Trauma mit den Betroffenen gemeinsam angeschaut werden kann. Dieses Buch wurde von Susanne Stein gemeinsam mit erfahrenen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten erarbeitet und ist im Internet verfügbar ist unter: www.susannestein.de

Frau Stefanie Lamprecht, Fachdienstleiterin für Kinderbetreuung und Heimaufsicht beim Jugendamt Marburg, hob in ihrem Beitrag u.a. hervor, dass wir durch das SGB VIII in Deutschland eine politisch günstige Ausgangssituation für die Betreuung der Kinder mit Fluchterfahrungen haben, da dort festgelegt wurde, dass alle Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland leben, einen Anspruch auf Hilfe haben. Zurzeit sind 50 Kinder mit Fluchterfahrungen aus Familien, die bereits einen Wohnsitz in Marburg haben, in den Einrichtungen integriert. Der Bedarf ist allerdings wesentlich höher, da die neu ankommenden Kinder mit Fluchterfahrungen ebenfalls betreut werden müssen. Hilfreich für die anspruchsvolle Arbeit der Erzieher und Erzieherinnen kann auch das dichte Marburger Netzwerk für frühe Hilfen sein. Abschließend wies Frau Lamprecht darauf hin, dass das Problem nicht die Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen seien, sondern die fehlenden pädagogischen Fachkräfte. Diese Stellungnahme motivierte sicherlich die aufmerksam zuhörenden Studierenden.

Gäste und Besucher auf dem Markt der MöglichkeitenFrau Lison vom BSJ Marburg und zuständig für Koordination, Beratung und Service in der Netzwerkarbeit stellte abschließend noch 3 konkrete Projekte vor, die zeigen, wie konkrete Zusammenarbeit und Beziehungsgestaltung mit Kindern und Jugendlichen möglich ist.
Sie berichtete von einem Bewegungs-, Tanz- und Theaterprojekt an der Astrid-Lindgren-Schule, von einem cross-over cooking, bei dem gemeinsam gekocht und gegessen wird und der Arbeit an einer Wanderausstellung in der drei Männer aus Syrien über ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit der Flucht aus ihrer Heimat berichten, um den konkreten Fluchterfahrungen „ein Gesicht zu geben“.
Ziel der Projekte sei es, nicht die Kinder- und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen in unsere Gesellschaft zu integrieren, sondern zusammen mit ihnen etwas Neues, eine neue, gemeinsame Kultur zu schaffen, so ja auch der zentrale Gedanke der Inklusion.

Alle Beiträge sorgten für viele neue Impulse bei den Beteiligten, seien es Studierende, Lehrkräfte oder Vertreter/innen der zahlreich erschienenen Einrichtungen und führten zu anregenden Gesprächen.

Beim anschließenden Gang über den Markt der Möglichkeiten stellten die Einrichtungen ihre Angebote vor. Dazu gehörten: Uni Kita, Anneliese-Pohl-Kita, Arbeitskreis Markt der MöglichkeitenSoziale Brennpunkte, Soziale Hilfe Marburg, Social Services Schwieder, Gertrudisheim, Lebenshilfewerk, Eltern-Kind-Verein Marburg, Waldkindergarten Marburg e.V., St. Elisabeth-Verein, Evangelische Tageseinrichtung für Kinder, Städtische Tageseinrichtung für Kinder, Jugendheim Marbach GmbH, Internationaler Bund (Freiwilligendienst) Paritätischer Wohlfahrtsverband (Freiwilligendienst).

Ergänzt wurde der "Markt der Möglichkeiten" durch eine Sonderausstellung von Pro Asyl und einen themenspezifischen Büchertisch. Beide Angebote luden zu vertiefender Reflexion ein.

Veranstalter, Teilnehmer/innen und Besucher/innen zeigten sich mit der Veranstaltung, deren Verlauf und dem Ergebnis der Veranstaltung sehr zufrieden.

Verantwortlich: H.Jaschinski