Benvenuti in Italia. Eine Woche internationale Fortbildung in Venetien

Überblick über Vincenza

Im Oktober 2019 fuhren wir – drei Lehrkräfte der Schule und fünf pädagogische Fachkräfte aus der Praxis der Stadt Marburg und der Ev. Kirche – zu einer siebentägigen internationalen Fortbildung nach Vicenza in Norditalien. Thema der Fortbildung, die vom gemeinnützigen Verein Eurocultura in Vicenza ausgerichtet wurde, war „Frühkindliche Bildung in Italien“. Schon die Fahrt mit dem Zug über München, Innsbruck, den Brenner und durch die alte Kultur- und Naturlandschaft Südtirol war ein eindrucksvolles Reiseerlebnis. Benvenuti! So wurden wir in Vicenza begrüßt. Die Altstadt mit den Villen Palladios in Venetien gehört zum UNESCO-Welterbe und ist unbedingt sehenswert! Die ursprünglich römische Gründung ist heute Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Zentrum der Schmuckwaren- und Bekleidungsindustrie. In einer Westostkette zwischen Gardasee und venezianischer Lagune bildet sie mit Verona, Padua und Venedig einen Verband weltberühmter Städte in einer der wirtschaftlich prosperierendsten Regionen Italiens.

Wir lernten Antonella Carretta, die pädagogisch-didaktische Koordinatorin im Dezernat für Schulwesen der Stadt Vicenza kennen. Sie erläuterte uns die Besonderheiten des italienischen Bildungssystems, vor allem der frühkindlichen Bildung. Der Psychologe und Experte für Bildungsprozesse Dr. Andrea de Pasquale leitete uns durch einen Workshop zu „Elternkompetenz und Erziehungseinrichtung“. Am nächsten Tag erblickten wir bei einer didaktischen Stadtführung Venedig mit anderen Augen, nämlich denen von Kindern. Die Psychologin Frederica Franceschetto, Leiterin der Scuola dell'infanzia in Arzignano, lud uns in ihre Einrichtung zu einem Psychomotorik-Seminar ein und brachte uns ihre Beobachtungen mit vielen praktischen Beispielen nahe. Die Erzieherin Lara Testolin referierte über „Inklusion in Krippe und Kindergarten“ und der Psychologe Gabriel Munoz über Chancen und Gefahren der „Digital Natives“ im Kindesalter. Spannend und sehr aufschlussreich war der Besuch einer Montessori-Krippe in Bressanvido. Hier wurde deutlich, wie man ohne teures Material eine Einrichtung im Sinne der Montessori-Pädagogik ausgestalten kann. Maria Montessori (1870-1952) war Ärztin, Philanthropin und Reformpädagogin. Sie entwickelte die nach ihr benannte Pädagogik („Hilf mir, es selbst zu tun“), die bis heute weltweit in verschiedenen Bildungsbereichen rezipiert wird. Um „Gender und Berufsvorstellung in den ersten Lebensjahren“ ging es in einem Vortrag der Erziehungswissenschaftlerin Dr. Julia di Campo, die sich an der Universität Padua fakultätsübergreifend mit Geschlechterfragen beschäftigt. Die meisten Veranstaltungen wurden auf Italienisch gehalten; wir konnten ihnen aber gut folgen, weil sie simultan übersetzt wurden. So waren auch Rückfragen, Diskussionen und Gespräche mit den Expert/innen möglich. Den Abschluss unserer Woche in Venetien bildete eine Stadtführung durch Verona. Die bekannte Heimatstadt von Shakespeares Romeo und Julia besticht durch ihre Piazzas und Palazzos aus gotischer und vor allem aus der Renaissance-Zeit. Auch die Römer haben architektonisch deutlich ihre Spuren hinterlassen. Die Arena, ein eindrucksvolles römisches Amphitheater, wird bis heute für Theater, Konzerte und Opern, besonders die jährlichen Aida-Aufführungen genutzt.

Außer uns Teilnehmer/innen aus Marburg gehörten noch weitere, zumeist Fachschullehrer/innen aus Berlin und Süddeutschland zu unserer Gruppe. Gemeinsam bei italienischem Essen und Wein kamen wir ins Gespräch und fachsimpelten miteinander. Übrigens ist Vicenza auch kulinarisch eine Reise wert: In der Nähe unseres Hotels gab es eine Gnoccheria, natürlich mit hausgemachten Gnocchi und venetischen Weinen. Voller Eindrücke von unserer internationalen Fortbildung in Venetien kamen wir wohlbehalten wieder in Marburg an.

Im Folgenden schließen sich einige Berichte unserer Marburger Gruppe an:

1. Venedig mit den Augen eines Kindes
2. Kindergarten im Zeichen der Autonomie
3. Besuch der Montessori-Krippe in Bressanvido
4. Gender und Berufsvorstellung in den ersten Lebensjahren