„Mit Kindern über Naturwissenschaft sprechen“ -
Internationales Theorie-Praxis-Forschungsprojekt startet im neuen Schuljahr

Für die Fachschule für Sozialwesen der Käthe-Kollwitz-Schule hat sich in den letzten Monaten eine attraktive Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg (Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften, Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, AG Sprechwissenschaft) ergeben.

Frau Kasper, Frau Fritschs, Frau Hanken-Illjes, Frau Schellenberger Diederich, Frau Rosenröter und Frau HüterDie Universität Marburg ist gemeinsam mit Universitäten aus Norwegen und den Niederlanden Teil eines internationalen, von Erasmus+ geförderten Forschungsprojektes zum Thema „Mit Kindern über Naturwissenschaft sprechen“. Die Fachschule wird dieses Projekt mit ihren angehenden Erzieher*innen im dritten Ausbildungsjahr unterstützen, indem diese verschiedene Methoden und Ansätze in der Praxis erproben. Dabei gilt es, herauszufinden, wie Vorschulkinder in Alltagssituationen über Naturwissenschaften sprechen, wie sie argumentieren und naturwissenschaftliche Phänomene erklären und was die Kinder hier zu erzählen haben. Die sprachliche Komponente steht dabei im Fokus der Untersuchungen.

Im Vorfeld erhalten die Berufspraktikant*innen eine Fortbildung, um ihre Kommunikationsfähigkeiten für die Umsetzung der Forschungsinhalte zu schulen. Auch die Vertreter*innen aus der Praxis sowie betreuende Lehrkräfte werden daran teilnehmen können.

Folgender Zeitplan soll umgesetzt werden:

bis Ende August 2019 Ausarbeitung eines Erprobungstools mit den Partneruniversitäten, Treffen in Oslo
03.09.2019 Vorstellung des Projektes bei den Berufspraktikant*innen
17./18.09.2019 Vorstellung des Projektes beim Anleiter*innen -Treffen (Praxisvertreter*innen)
November 2019 Fortbildung: Kommunikationstraining
Dez 2019 - März 2020: Umsetzung der Forschungen in den Marburger Praxisstellen
bis Ende April Auswertung der Forschungsergebnisse und Evaluation mit den Berufspraktikant*innen in Marburg
ab Juni 2020 Auswertung der länderspezifischen Ergebnisse durch die beteiligten internationalen Partner
folgende: Veröffentlichung von Forschungsergebnissen

Die Studierenden der Fachschule für Sozialwesen können erstmalig an diesem Forschungsprojekt aktiv und partizipativ mitwirken, sodass sich Theorie und Praxis sowie Ausbildung unter wissenschaftlicher, schulischer und praktischer Anleitung gut verzahnen lassen. Die Teilnehmer*innen erhalten im Anschluss dafür eine Teilnahmebescheinigung der Philipps-Universität.

Für die Käthe-Kollwitz-Schule ergeben sich über dieses Projekt weitere Synergieeffekte, denn es erfolgt dadurch neben der Kooperation mit der Universität Marburg und den Praxisstellen auch eine übergreifende Kooperation der schulinternen Qualitätszirkel Globales Lernen und Unterrichtsentwicklung; außerdem wird das Projekt durch eine am 8.11.2019 stattfindende Fortbildung zum Bundesprogramm der Sprachkitas, durchgeführt von Frau Gabriele Haug-Schnabel, flankiert.

Wir danken also schon jetzt allen am Projekt Beteiligten, insbesondere dem Vorbereitungsteam Frau Prof. Dr. Hanken-Illjes (Fachbereichsleitung) und Frau Fritsche (studentische Hilfskraft) von der Universität Marburg, Frau Dr. Schellenberger-Diederich (koordinierende Deutschlehrkraft), Frau Rosenkötter (Koordination Berufspraktikant*innen), Frau Hüther (intern. Koordinatorin) und Frau Kasper (Abteilungsleitung) von der Fachschule für Sozialwesen. Weiteres Informationen zum Projekt stehen hier zur Verfügung.

Außerdem sind wir gespannt auf die ersten Schritte im Projekt und wünschen sowohl den Studierenden als auch den Praxisvertreter*innen und Lehrkräften viel Spaß bei der Mitarbeit in der sozialpädagogischen Forschung.

Text und Foto: Astrid Hüther / Erika Schellenberger-Diederich

 

Das Projekt wurde im Dezember 2021 offiziell beendet und es folgt eine abschließende Zusammenfassung.

Die drei Seerosen im Logo symbolisieren die drei Länder, die in diesem Projekt zusammenarbeiten. Zudem stehen sie für die drei Elemente der geförderten Methodik: Wissen, epistemische Haltung sowie Praxis und Reflexion.

Logo SciTalk

„SciTalk“ ist ein länderübergreifendes, interdisziplinäres Forschungsprojekt, an dem Forschende aus den Bereichen Sprache und Naturwissenschaften sowie pädagogische Experten aus Kindergärten und Schulen beteiligt sind.
Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Optimierung naturwissenschaftlicher Alltagsgespräche zwischen (angehenden) Erziehenden und Kindern in Kindergärten und Grundschulen.
Solche naturwissenschaftlichen Alltagsgespräche werden von Erziehenden häufig in Initiative-Reaktion-Evaluation (IRE) Strukturen organisiert. Dies hat zur Folge, dass die Gedanken und Meinungen der Kinder oftmals nur unzureichend wahrgenommen werden. Dadurch können der Wissensstand und die Grundhaltung der Kinder in Bezug auf Naturwissenschaften durch die Erziehenden nicht optimal gewürdigt und ausgeschöpft werden. Um diese Strukturen in Kindertageseinrichtungen zu verändern, sollten die Fähigkeiten und Kompetenzen von Erziehenden in der Anwendung von Initiative-Response-Follow-up (IRF) verbessert werden. Bei dieser Art des forschenden Gesprächs sollte die Meinung des Kindes Ausgangspunkt für Erziehende sein. Es ist nicht auszuschließen, dass dies eine Herausforderung für Erziehende darstellen kann, da Kinder unerwartete Zusammenhänge in der Naturwissenschaft sehen können und möglicherweise Folgefragen stellen, auf die die Erziehenden ad hoc womöglich keine Antworten finden. Dennoch überwiegen die Vorteile des IRF, denn Interaktionen zwischen Erziehenden und Kindern sind eine der wichtigsten Komponenten des Lehrplans und zugleich die Schlüsselvariable für eine hohe Qualität vorschulischer Bildung. Die gestiegene Kompetenz und Fähigkeiten im Bereich IRF können die Qualität der Gespräche in Kindertageseinrichtungen und somit die Bildungsqualität erhöhen.

Wesentliche Ziele des Projekts waren:

  • Die Förderung einer Methodik, die es angehenden Erziehenden erleichtert, alltägliche Gespräche mit Kindern über naturwissenschaftliche Themen zu führen.
  • Die Entwicklung eines „Werkzeugkastens" für naturwissenschaftliche Gespräche mit Kindern.
  • Die Darstellung von Theorien über naturwissenschaftliche Kompetenzen und Themen sowie über Gesprächsformen.
  • Die Präsentation einer Lernplattform; dort sollen Fähigkeiten erlernt und praktisch geübt werden können, welche in jeder Phase des Wissenschaftsgesprächs angewendet werden können.

Die Ergebnisse dieses Projekts finden Sie auf dieser Webseite, welche zugleich als Zusammenfassung und Ergebnis des Projekts angesehen werden kann.

Ein daraus entstandenes Projekt ist mein Promotionsvorhaben mit dem Titel „Mit Kindern über Naturwissenschaften sprechen“. Hier werden die Grundhaltungen von Erziehenden im Gespräch mit Kindern über Naturwissenschaften untersucht und diesbezügliche Auswirkungen auf Interaktionen erforscht. Hierfür wurde die Kooperation mit der KKS fortgesetzt.

Text: Annemarie Fritsche